Nach der Herrschaft der Osmanen und den Freiheitskämpfen im 17. Jh. war das Gebiet um Mohatsch, sowie das Territorium des Bistums von Pécs/Fünfkirchen dünn besiedelt. Um neue Arbeitskräfte zu besorgen, ließ auch das Bistum Pécs deutsche Ansiedler anwerben. Im Jahre 1769 wurden vom Bischof György Klimo 38 deutsche Familien aus Schlesien, vom Rheingebiet und aus Österreich angesiedelt.
Die deutschen Ansiedler kamen mit den sog. Ulmer Schachteln auf der Donau bis zu den Anlegestellen um Mohatsch, und gingen dann zu Fuß zu den Grundherren, die sie anwerben ließen und ihnen Begünstigungen versprachen. Die Steuerbegünstigungen galten meistens für drei Jahre, danach suchten viele Siedler neue Grundherren. Infolge der Mobilität der Siedler, die aus den verschiedensten deutschen Regionen kamen, hatten sie selbst eine sehr große Wirkung aufeinander. Es entstanden Mischmundarten und auch ihre Volkstracht änderte sich rasch. Die bunte Masse der Neuankömmlinge wurde von den hier lebenden Einwohnern als „Schwaben“ bezeichnet, obwohl viele von ihnen fränkischer, oder bayrischer Herkunft waren.
Die in Mohatsch ankommenden Siedler ließen sich an der damals wichtigen Verkehrsstraße Wien-Beograd nieder. Diese Siedlung gehörte damals verwaltungsgemäß noch nicht zu der Marktgemeinde „Oppidum Antiquum Mohács”, sondern bildete mit dem Franziskanerkloster eine selbständige Siedlung unter dem Namen „Neu-Mohatsch”. Zwischen den beiden Gemeinden befand sich der 600 Meter breite Tiergarten des Bistums.
Um 1790 waren die beiden Gemeinden schon verschmolzen. Die einstige Verkehrsstraße wurde als „Deutsche Gasse“ (heute Kossuth-Lajos-Straße) bezeichnet. Wichtige Gebäude in der Straße waren das Franziskanerkloster mit der Kirche, das Bischofspalais und die Bischofskirche.
Die Häuser der Ansiedler mit Holz-Dachschindeln oder Schilfdach wurden 1856 bei einem Brand vernichtet. Bei dem Neubau der Straße entstanden höhere und größere Bürgerhäuser mit großen Kellern, da sich die Deutschen zu dieser Zeit nicht mehr mit Landwirtschaft, sondern in erster Linie mit Wein- und Getreidehandel oder mit Gastwirtschaft beschäftigten. Da sich ihre Häuser an einer wichtigen Verkehrsstraße befanden, wurden mehrere Gasthäuser von den deutschen Einwohnern eröffnet.
Die hier lebenden deutschen Handwerker begannen immer mehr ihre Werkstatt zu vergrößern. 1894 wurde von Franz Zeitvogel in der Straße eine Maschinenfabrik gegründet. Auf dem damaligen Fabrikgelände ist noch heute eine Eisengießerei zu finden.
Die Verkehrsstraße bot eine gute Möglichkeit für die hier wohnenden Nachkommen der deutschen Siedler eine Anwaltskanzlei zu eröffnen. Unter den Rechtsanwälten der Stadt waren zu dieser Zeit viele deutscher Abstammung, so bildeten die Deutschen in Mohács auch eine wichtige Rolle im intellektuellen Leben der Stadt.
1892 wurde der ungarische Politiker Kossuth Lajos zum Ehrenbürger der Stadt Mohács ernannt und die ehemalige „Deutsche Gasse“ zur Kossuth-Lajos-Straße umbenannt.
Das einstige Bischofspalais wurde 1882 von der Stadt Mohács gekauft und nach mehrfacher Verwendung 1935 wurde in dem Gebäude das städtische Gymnasium untergebracht, das bis heute hier funktioniert.
Die Bischofskirche neben dem Palais wurde 1743 eingeweiht. Sie bildete das religiöse Zentrum der deutschen Gläubigen.
Nach dem Brand im Jahre 1856 nahm man vor eine Statue für Hl. Florian, den Schutzpatron gegen Feuer und Brandfälle zu errichten. Zur Verwirklichung kam es aber erst 1896.
Neben der Bischofskirche wurde eine Elementarschule die zuerst Kinder deutscher, später aber auch kroatischer Abstammung besuchten.
Auf dem sumpfigen Gebiet des ehemaligen Tiergartens begann man 1896 einen Park zu errichten.
(Dr. Jakab Ferkov, Museumsdirektor, Mohács)